Bessere Versorgung von Menschen mit Behinderung ausgezeichnet

14. September 2022

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf ist für den bundesweit ersten Qualitätsvertrag „Krankenhaus inklusiv“ für eine bessere medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung mit dem zweiten Platz des diesjährigen MSD-Gesundheitspreises ausgezeichnet worden. Damit werden herausragende Gesundheitslösungen geehrt, die die Versorgung von Patient*innen verbessern. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.   

Bei der Preisverleihung in München betonte Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Gesundheitsökonom und Mitglied der Jury, in seiner Laudatio, dass gerade bei Menschen mit geistiger und schwerer Mehrfachbehinderung die Grenzen der Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitssystems sichtbar würden: „Der Qualitätsvertrag zwischen dem Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf und verschiedenen großen Kassen ist beispielhaft, weil die Fokussierung auf eine bestimmte Patientengruppe eine gezielte Förderung ermöglicht.“ 

Ulrich Scheibel, Medizin-Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf: Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und verstehen sie auch als Anerkennung unserer Arbeit. Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt von gesellschaftlicher Teilhabe – allerdings ist das Gesundheitssystem an vielen Stellen noch nicht auf die Bedarfe von Menschen mit Behinderung eingestellt. Mit dem Qualitätsvertrag „Krankenhaus inklusiv“ tragen wir dazu bei, dass sich das ändert.“

Bei Menschen mit geistiger oder schwerer Mehrfachbehinderung werden Krankheiten oft nicht rechtzeitig erkannt und angemessen behandelt. Sie leiden daher häufiger an Schmerzen, das Risiko eines frühzeitigen Todes steigt. Pflegerische, diagnostische und therapeutische Prozesse sind oft komplexer und aufwendiger. Die derzeitigen Klinikstrukturen sind jedoch vor allem auf Patient*innen ausgerichtet, die sich selbst äußern können und aktiv am Behandlungsprozess mitwirken. Vor diesem Hintergrund hat das EKA gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg für einen Qualitätsvertrag erstmals Qualitätsstandards zur Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen definiert.

Birgit Pohler, Gesundheitspädagogin, hat den Qualitätsvertrag mit der AOK Rheinland/Hamburg entwickelt: „Am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf gibt es bereits jahrzehntelange Erfahrung in der Versorgung von Menschen mit Behinderung. Im Qualitätsvertrag haben wir diese Erfahrung gebündelt und mit Evaluationskriterien auch messbar gemacht. Es ist toll, dass wir dafür nun den MSD-Gesundheitspreis erhalten und vielleicht auch andere Krankenhäuser inspirieren, die Versorgung von Menschen mit Behinderung zu verbessern.“

Angstfreie Versorgungsatmosphäre verbessert Gesundheit

Menschen mit Assistenzbedarf, die zur Behandlung ins Ev. Krankenhaus Alsterdorf kommen, werden von einer Inklusions-Lotsin begleitet. Die Unterstützung bezieht sich nicht nur auf den Krankenhaus­aufenthalt selbst, sondern auch auf die gezielte Vorbereitung der Aufnahme und Entlassung.

Gerade an den Schnittstellen ergeben sich viele Fragen: Was braucht der Mensch mit Assistenzbedarf z.B. an Unterstützung in der Kommunikation? Was sollten Ärztinnen und Pflegekräfte über die Patientin wissen, falls er oder sie sich nicht äußern kann? Wie kann die Versorgung zuhause nach dem Klinikaufenthalt sichergestellt werden, welche Informationen braucht z.B. die Wohneinrichtung?

Die verbesserte Versorgung umfasst neben einem optimierten Aufnahme- und Entlassmanagement und der Sicherstellung einer lückenlosen Anschlussversorgung eine Vielzahl von Maßnahmen während des Krankenhausaufenthalts. Dazu gehören beispielsweise der Einsatz einer Lotsin als feste Bezugsperson, die Erfassung individueller Patientenbedürfnisse wie Ängste, Vorlieben oder Rituale und eine verbesserte Kommunikation, etwa durch Leichte Sprache und den Einsatz von Kommunikationstafeln. Um eine bestmögliche Diagnostik, Therapie und Pflege sicherzustellen, werden multiprofessionelle Fallkonferenzen durchgeführt. Zudem werden die Mitarbeitenden berufsgruppenübergreifend zu Themen wie Epilepsie, Autismus, Schluckstörungen und Schmerzerfassung geschult. Ziel ist es, eine angstfreie Versorgungsatmosphäre zu gestalten, die eine optimale Behandlung ermöglicht und die Selbstbestimmung und Teilhabe der Patient*innen fördert.

Meike Lütjens-Kubiessa ist eine der beiden Inklusions-Lotsinnen, die die Patient*innen mit Behinderung rund um den Krankenhausaufenthalt begleiten: „Es ist toll zu erleben, dass Patientinnen, die teilweise jahrelang nicht im Krankenhaus behandelt werden konnten, jetzt die Diagnostik und Therapie bekommen, die sie brauchen. Bei einem Mann zum Beispiel konnte seine Medikation überprüft und angepasst werden – er ist jetzt viel agiler und hat eine bessere Lebensqualität.“

Hintergrund

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf hat einen besonderen Versorgungsauftrag für Menschen mit Behinderung. Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg hat es den bundesweit ersten Qualitäts­vertrag zur Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung oder schwerer Mehrfachbehinderung im Krankenhaus abgeschlossen.

Insgesamt nimmt die Zahl der Patient*innen mit komplexen Behinderungen zu. Sie sind überdurchschnittlich häufig von zusätzlichen körperlichen und psychischen Störungen betroffen. Pflegerische, diagnostische und therapeutische Prozesse gestalten sich aufgrund des speziellen und erhöhten Hilfebedarfs schwieriger, langwieriger, komplexer und ressourcenaufwändiger. Die Umsetzung des Qualitätsvertrags soll dazu beitragen, diese Situation zu verbessern.

Qualitätsverträge

Der durch das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) neu geschaffene § 110a SGB V sieht vor, dass Krankenkassen und Krankenhausträger zeitlich befristete Qualitätsverträge schließen können. Ziel der Qualitätsverträge ist die Erprobung, inwieweit sich stationäre Behandlungsleistungen weiter verbessern lassen. Die medizinische Versorgung von Menschen mit komplexen Behinderungen im Krankenhaus ist eines von vier Leistungsbereichen der Qualitätsverträge. Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) ist vom GKV-Spitzenverband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft mit der Evaluation beauftragt worden.

Im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf sind Inklusions-Lotsinnen an der Seite dieser Patient*innen. Sie stehen für alle Beteiligten als feste Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, um Vertrauen und Sicherheit für den Krankenhausaufenthalt zu vermitteln. Im Video bekommen Sie einen Einblick.

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