Reittherapie in der Tagesklinik der KiJu

5. Oktober 2023

Jonah und Blanca schnauben zufrieden vor sich hin – die beiden Pferde zuckeln gemütlich im Schritt mit Kindern auf dem Rücken durch den Tangstedter Forst. Geführt werden sie von Cornelia Greiner von COR3 Reittherapie und ihrer Kollegin Heike. Von weiteren zwei Kindern und Erwachsenen werden sie zu Fuß begleitet. Die kleine Gruppe wandert entspannt wie zu einem Ausflug durch den Wald – so sieht es zumindest für Außenstehende aus.

Dass es sich um eine Gruppe von Kindern und Eltern bzw. Begleitpersonen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf handelt, wird nicht offensichtlich – so entspannt und vertraut scheint die Situation.

„Wir freuen uns sehr, dass wir dieses besondere Angebot der Reittherapie jetzt wöchentlich für bis zu 4 Kinder in unserer Tagesklinik anbieten können,“ so Yusuf Kilicarslan, Leitung der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA). „Für die bei uns behandelten Kinder soll dieser Ausflug an die Stadtgrenze von Hamburg nicht primär unter dem Motto „noch eine Therapie“ stehen, sondern eher einen entspannten Charakter haben.“

Sobald die Kinder und Begleitung, teilweise auch Eltern, vor Ort aus dem Bus steigen, wird die Gruppe am Stall zunächst von Hund Seppel begrüßt, der die Ankömmlinge freundlich beschnuppert und gleich zum Streicheln einlädt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, für die, die mögen, geht es dann auch los: gemeinsam besprechen, was heute mit den Ponys und Pferden gemacht wird, planen, was dafür benötigt wird und zusammen mit Conny und Heike einen der Vierbeiner holen.

„Wir versuchen, jedes Kind nach seinen individuellen Bedürfnissen anzunehmen und zu schauen, was braucht dieses Kind jetzt gerade in dieser Situation,“ so Conny Greiner. Und so ist es auch nicht schlimm, wenn ein Kind sich erst einmal gar nicht am Gespräch beteiligen oder gar mit anfassen möchte.

Kaum aber steht Pony Monty am Putzplatz, wird er gestreichelt und die ersten Kinder greifen zu Striegel und Hufkratzer um das Pony unter Anleitung von Conny und Heike zu putzen. Auf dem Reitplatz wird dann von den Kindern ein kleiner Parcour mit Stangen und Hütchen aufgebaut – und auch hier gilt: alles darf, nichts muss. Die Kinder erleben hierbei ihre Selbstwirksamkeit und erfahren Zusammenarbeit. Mit ihrer ruhigen Art gelingt es den beiden Reittherapeutinnen, alle Kinder individuell und auf Augenhöhe anzusprechen.

„Mir geht es bei den Kindern nicht um Symptome und Diagnosen, sondern um Ressourcen und Fähigkeiten der Kinder. Jedes Kind kann und darf in seinem ganz eigenen Tempo und auf seine eigene Art mitmachen“, so Greiner. Oder halt auch nicht. Und doch: Nacheinander möchten alle Kinder es mit Monty im Parcour versuchen – alleine oder mit Begleitung durch Conny und Heike. Und auch die Eltern dürfen sich im Umgang mit dem Pony ausprobieren.

„Pferde spiegeln den Menschen und reagieren sehr fein auf die Körpersprache des Menschen gegenüber. Sie nehmen den Menschen ganz vorbehaltlos in seiner Gesamtheit und mit allen Facetten wahr,“ ergänzt Heike, reitpädagogische Begleitung bei COR3. Und so werden therapeutische Themen wie Beziehungs- und Körperarbeit, Geschicklichkeits- und Balanceübungen, Wahrnehmung, soziale Interaktion, Eltern-Kind-Aktion aber auch Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein fast nebenbei im Umgang mit den Tieren bearbeitet.

Nach dem Parcour hat Pony Monty frei und es geht mit zwei anderen Pferden zum geführten Ausritt in den Wald. „Die Pferde sind gewissermaßen unsere tierischen Co-Therapeuten,“ erklärt Greiner. Und plötzlich sitzt ein Kind, das vorher Angst vor Tieren hatte, auf dem Pferderücken und strahlt selbstbewusst, und ein anderes beginnt, sich im Gespräch zu öffnen – jedes Mal wieder ein berührender Glücksmoment für die Therapeutinnen aber auch Eltern und Begleiter*innen.

Das Angebot der Reittherapie in der Tagesklinik KiJu am EKA wird nicht über die Regelfinanzierung der Krankenhäuser gedeckt und kann daher nur durch regelmäßige Zuwendungen ermöglicht werden. Daher freuen wir uns sehr über Spenden, die diese besondere Therapie auch weiterhin möglich machen. Weitere Infos dazu finden Sie hier.


Weitere Informationen zu Cornelia Greiner COR3 und ihrem Team gibt es hier.

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