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10 Jahre SIMI: Bessere gesundheitliche Versorgung von Menschen mit komplexen Behinderungen. Aber kein Grund, auszuruhen.

11. September 2025
Als das Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion (SIMI) am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf vor zehn Jahren eröffnet wurde, war es eines der ersten Medizinischen Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) bundesweit. Inzwischen gibt es in Deutschland über 50 solcher Zentren, die auf die Behandlung von Menschen mit komplexen Behinderungen spezialisiert sind. Und das SIMI ist dabei eines der Größten: Über 1.000 Patient*innen aus ganz Norddeutschland werden hier pro Quartal von einem interdisziplinären Team aus inzwischen 50 Mitarbeitenden behandelt. Und der Bedarf ist weiterhin groß, täglich gibt es Anfragen.
Was 2015 mit den Fachrichtungen Neurologie, Psychiatrie, Innere Medizin und Orthopädie begann, wurde – entsprechend der Bedarfe – kontinuierlich weiterentwickelt. Und so gibt es in dem ambulanten Zentrum am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA) heute neben den vier ursprünglichen Fachrichtungen auch Angebote für Ergo- und Physiotherapie, Logopädie und Beratung für Unterstützte Kommunikation (UK) sowie Sprechstunden für Schlafmedizin und Psychologische Diagnostik. Ganz neu sind auch zahnmedizinische und gynäkologische Sprechstunden. „Immer da, wo wir gesehen haben, dass es in der Regelversorgung an Angeboten fehlt, haben wir uns bemüht, Versorgungslücken zu schließen“, erklärt Dr. Janina Schwabl, Neurologin und Oberärztin am SIMI.
Ärztliches und therapeutisches Personal der unterschiedlichen Fachrichtungen arbeitet dabei eng zusammen. In Abstimmung mit den behandelnden niedergelassenen Ärzt*innen, den Patient*innen und ihren Angehörigen bzw. Betreuer*innen führen sie notwendige Untersuchungen durch, erstellen Therapiepläne und stellen eine optimale Heil- und Hilfsmittelversorgung sicher.
„Die Geschichte des SIMI ist eine Erfolgsgeschichte, die wir auch dank der Unterstützung der Stadt Hamburg, der Krankenkassen sowie der Kassenärztlichen Vereinigung und auch der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hamburg schreiben konnten und können. Aber es gibt leider weiterhin Versorgungslücken in der medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen“, sagt Ulrich Scheibel, Medizin-Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA). „Auf diese Lücken werden wir auch weiterhin hinweisen, denn Menschen mit Behinderungen haben das gleiche Recht auf eine gute medizinische Versorgung wie alle anderen auch. Gesundheit ist ein wesentlicher Aspekt von Teilhabe.“
Und so setzt sich die ESA auch für Verbesserungen in der Regelversorgung ein. SIMI-Ärzt*innen bieten beispielsweise Fortbildungen in der Hamburger Ärztekammer zum Thema medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderungen an. Das Stiftungsprojekt Gesundheit 25* sorgt für Angebote und eine bessere Vernetzung in den Stadtteilen (Gesundheit 25* | Gesundheit für alle – jetzt!).
Die Initiative für ein MZEB in Hamburg war vor über zehn Jahren von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ausgegangen. Denn Eltern und ihre Kinder mit komplexen Behinderungen, die im – ebenfalls zur Evangelischen Stiftung Alsterdorf gehörenden – Werner Otto Institut oder anderen sozialpädiatrischen Zentren oft jahrelang behandelt worden waren, fanden für Sohn oder Tochter mit dem 18. Geburtstags plötzlich keine Versorgung mehr. Das Problem: Sozialpädiatrische Zentren dürfen nur Kinder und Jugendliche behandeln, und das Regelsystem der Arztpraxen ist oft nur unzureichend in der Lage, diese Menschen zu versorgen. Neben der Barrierefreiheit ist fehlendes Fachwissen von Ärzt*innen oft eine Hürde. Außerdem wird der Zeitaufwand für Diagnostik und Behandlung der Zielgruppe nicht ausreichend vergütet.
Die Folge: Krankheiten werden teilweise nicht rechtzeitig erkannt oder nicht angemessen behandelt. Für die Patienten bedeutet das unter anderem unnötige Schmerzen und eine längere Krankheitsdauer bis hin zum vermeidbaren frühzeitigen Tod.
Deshalb gibt es das SIMI als Ergänzung zum medizinischen Versorgungsangebot durch niedergelassene Ärzt*innen. Die Behandlungen, für die eine entsprechende haus- oder fachärztliche Überweisung vorliegen muss, werden von den Krankenkassen bezahlt.
Für viele Menschen, die im SIMI behandelt werden, ist es die erste medizinische Behandlung seit Jahren. Hier wird großen Wert auf eine angstfreie Atmosphäre gelegt. Dazu gehört auch, den Menschen die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Das Spektrum an spezialisierten Behandlungen wurde zudem immer weiter ausgebaut: So gibt es beispielsweise Botulinumtoxingaben bei Spastik, Schluckuntersuchungen per Endoskopie, oder Schlaf-Messungen (Polygraphie).
Viele der Angebote sind nur durch großzügige Spenden möglich. Und die bleiben auch in Zukunft wichtig. So besteht Bedarf an einem dritten Ultraschallgerät sowie einem modernen Elektrophysiologie-Gerät, mit dem die Nervenleitgeschwindigkeiten gemessen werden können.
Erstmal aber werden 10 Jahre SIMI am 12. September mit einem Grillfest für Patient*innen und ihre Angehörigen sowie für Freunde und Wegbereiter*innen des SIMI gefeiert. Medienvetreter*innen sind herzlich willkommen, bitte melden Sie sich an.
Hintergrund
In den vergangenen Jahren hat die Evangelische Stiftung Alsterdorf ihr langjähriges Erfahrungswissen gebündelt und neue Angebote entwickelt. Dazu zählt neben dem SIMI beispielsweise der bundesweit erste Qualitätsvertrag zur Versorgung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus, der 2020 am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf abgeschlossen wurde und der im September 2022 mit dem MSD-Gesundheitspreis für herausragende Gesundheitslösungen ausgezeichnet wurde. Von 2021 bis 2025 lief außerdem das vom Innovationsfonds der Gesetzlichen Krankenkassen finanzierte Präventionsprogramm „Besser gesund leben“, in Kooperation u.a. mit der HAW und der Hochschule Bielefeld. Im Projekt Gesundheit 25* werden zudem in den Quartieren Akteur*innen vernetzt und beraten. Ziel ist es dabei, die wohnortnahe gesundheitliche Versorgung zu verbessern.
Alle diese Angebote sind in der Stiftungsinitiative „Gesundheit für alle – jetzt!“ gebündelt. Weitere Informationen zum SIMI und zu der Initiative finden Sie hier