Update Epilepsie 2022:
Expert*innen tauschen sich aus

17. November 2022

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Sie kann in jedem Lebensalter auftreten. Bei richtiger Diagnose und Behandlung können viele Patient*innen anfallsfrei leben. Allerdings ist das nicht immer einfach: Denn nicht alles, was auf den ersten (oder auch zweiten) Blick wie eine Epilepsie aussieht, ist auch eine. Die sogenannten Differentialdiagnosen („ist es eine Epilepsie oder eine andere Erkrankung – und wenn ja, welche?“) sind immer wieder eine Herausforderung für Neurolog*innen.

Das Thema war deshalb auch ein Schwerpunkt beim diesjährigen Epi-Update in der Katholischen Akademie. Fachleute aus ganz Deutschland waren der Einladung des Epilepsiezentrums am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf gefolgt. Chefarzt Dr. Stefan Stodieck und sein Team, aber auch Referenten von außerhalb stellten ungewöhnliche Anfälle vor. Prof. Dr. med. Alexander Münchau zum Beispiel, Direktor des Instituts für Systemische Motorikforschung und Leiter des Zentrums für Seltene Erkrankungen an der Universität Lübeck sprach über Bewegungsstörungen, die für Epilepsien gehalten werden können.

Spannend wurde es auch beim Vortrag von Dr. Anja Herzer und ihrem Kollegen aus dem Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Sie stellten eine Frau mit Epilepsie vor, die sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt begleiteten. Die Anpassung der Medikamente erforderte sehr viel Fachkenntnis und kostete die Beteiligten einige Nerven – denn das Wohl von zwei Menschen muss im Blick sein, das der (werdenden) Mutter und des (ungeborenen) Kindes. Trotz großer Anfälle während der Schwangerschaft gelang es, dass beide diese Phasen gut überstanden haben. Dazu beigetragen haben auch die Flexibilität im Epilepsiezentrum (Aufnahme von Mutter, Baby und Vater direkt nach der Geburt, mit einem Bett auf dem Boden, um die Verletzungsgefahr im Anfall zu reduzieren) – die Gelassenheit der Mutter und die Unterstützung durch den Vater, der gleich die „Nachtschichten“ übernahm, damit nicht weitere Anfälle durch Schlafentzug bei der Mutter ausgelöst wurden. Mehr Infos zu Epilepsie und Schwangerschaft finden Sie hier.

Dr. Stodieck sprach unter dem Titel „Zu viele Würmer, zu wenig Ärzte“ über Epilepsie in Subsahara-Afrika. Bei einem Besuch in Tansania im EKA-Partnerkrankenhaus in Daressalam konnte er sich einen eigenen Eindruck verschaffen. Sehr vielen Epilepsie-Kranken (mehr als in Deutschland) stehen dort nur sehr wenige Neurolog*innen zur Verfügung. Die Krankheit gelte immer noch als „Strafe Gottes“ und Menschen mit Epilepsie erfahren Ausgrenzung – wie vor noch gar nicht allzu langer Zeit in Deutschland auch, betonte Dr. Stodieck. Im Rahmen der von der GIZ geförderten Klinikpartnerschaft soll Wissen ausgetauscht und die Möglichkeit zur Basis-Diagnostik geschaffen werden.


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